Begegnungen in der Teeküche
Sarah Levy
Und tatsächlich habe ich das Exposé schon im Frühsommer 23 geschrieben. Und ich wollte über Radikalisierung in Israel schreiben. Ich wusste ja anfangs nicht, was wir folgen, dieser Tag und dieser Krieg haben werden. Dann ist dieses Buch daraus gekommen. Jetzt habe ich aber am Ende nochmal das Exposé gelesen. Und alles, was ich darin geschrieben habe, ist in diesem Buch. Mal 100. Verstärkt. Kleine Pause.
Kleine Pause Podcast
Begegnungen in der Teeküche. Alles klar, dann hallo. Hallo. Herzlich willkommen zu einer neunfolge Kleine Pause Podcast. Ich freue mich sehr, dass du heute da bist, Sarah, und vielleicht könntest du dich einmal kurz selber vorstellen.
Sarah Levy
Ja, ich bin Sarah Lewy. Ich bin gerade hauptberuflich arme Buchautorin. Ich habe gerade mein zweites Buch geschrieben, Kein anderes Land. Ja, genauso wie der Dokumentarfilm No Other Land. Und wer herausfinden will, was das bedeutet, der muss das Buch lesen. Ich versuche irgendwie in meinen Büchern mir die, was hier passiert, was auch in vielen anderen Orten passiert auf der Welt, eine Radikalisierung, eine Polarisierung, ein Schweigen und dann wiederum ein großer, großer Hass zu sortieren für mich, einzuordnen und darüber sind meine Bücher. Vielen Dank. Vielleicht kannst du das hier noch so ein bisschen verorten. Also ich bin 2019, Ende 2019 nach Israel ausgewandert, von Hamburg aus und habe dann erst mal vier Jahre in Jaffo gelebt. Und jetzt bin ich quasi in einen Vorort gezogen. Der ist zwar auch nur 300 Meter von Jaffo entfernt, aber das ist eine ganz andere Welt hier. Meine Nachbarschaft ist irgendwie mal 60 Prozent ultraorthodox und der Rest ist eher traditionell modernorthodox. Das heißt, ich höre zum Beispiel am Freitagabend zehn Minuten vor Beginn des Schabbat jetzt bitte die Kerzen zünden über Lautsprecher der vielen Synagogen, die es hier gibt. Ja, also dann ist erst mal 25 Stunden quasi Ruhe. Und das ändert natürlich auch, als wir hergezogen sind, hingen noch überall Wahlplakate von der letzten Wahl, auf denen stand, stolz Juden zu sein und nur Bibi, also Benjamin Netanyahu, das war schon sehr anders als in Jaffo. Aber ja, es ist auch eine Facette Israels und vielleicht mehr Israel als Tel Aviv, was ja eine sehr liberale, sehr internationale Stadt ist und der Rest Israels ist halt nicht unbedingt so.
Kleine Pause Podcast
Ja, vielen Dank. Wir kennen uns. Ich ordne das gerne zu Beginn immer ein bisschen ein über Social Media. Ich weiß gar nicht mehr, wann unser Kontakt genau angefangen hat. Ich weiß, dass ich dir schon lange folge. Unter anderem, weil du über deine Storys, auch mal mehr, mal weniger, das kannst du vielleicht auch selber ein bisschen noch einordnen, immer versuchst, so einen Einblick zu geben über, ich nenne es jetzt mal ganz weit gefasst, so die Lage, das politische Geschehen. mal mehr, mal weniger politisch über deinen Alltag oder euren Alltag. Und ich bin immer sehr dankbar, so bei dir in die Storys reinzuschauen. Und darüber sind wir auch irgendwann ins Gespräch gekommen und haben uns mittlerweile auch schon live analog gesehen und kennengelernt. Und ich durfte dein Buch schon lesen. Jetzt ist es ja mein Podcast. Ich darf entscheiden, wo wir einen Fokus drauflegen. Oder wir dürfen gemeinsam entscheiden, wo wir einen Fokus drauflegen. Und trotzdem würde mich so ein bisschen interessieren, auch wenn wir über das Buch sprechen wollen und das bestimmt auch eine Folge ist, die vielleicht erstmal gar nicht so easy peasy mit Schule und Bildungssystem und Deutschland zusammenzubringen ist. Habe ich heute so darüber nachgedacht oder in der Vorbereitung auf die Folge darüber nachgedacht, dass es vielleicht trotzdem ganz spannend wäre, mit dieser kleinen Fragerunde anzufangen. Denn du bist ja auch Mama und du bist in Deutschland zur Schule gegangen. Und ich kann mir schon vorstellen, dass deine Antworten oder dein Beenden der Sätze aus der Positionierung, aus der Perspektive, die du gerade schon so ein bisschen beschrieben hast, auch ganz spannend sein könnten. Wie sehr wir das nachher mit Schule und Bildung und vielleicht Pädagogik und über Zukunft oder sowas nachdenken, zusammenbringen können, das können wir ja selber noch so ein bisschen schauen. Aber wenn du Lust hast, dann würde ich doch versuchen, klassisch in diese Folge einzusteigen. Dann erst mal zwei. Das ist vielleicht ein ganz guter Einstiegssatz. Wenn ich an meinen besten Schultag zurückdenke, dann...
Sarah Levy
Jetzt muss ich mich erst mal an meine Schulzeit erinnern. Oh Gott, das ist wirklich schwer. Ich glaube, es ist kein bestimmter Tag, aber ich hatte tatsächlich... Ich habe ein Jahr in den USA bin ich zur Schule gegangen. Es war ein ganz anderes Schulerlebnis als in Deutschland. Viel freier, viel kreativer. Ich war in einem Englischkurs, das war irgendwie Level 4 von 5, weil sie dachten, ach komm, die ist aus Deutschland, soll die mal jetzt nicht irgendwie so hoch gehen. Und die Lehrerin habe ich geliebt. Die hat uns jede Woche die Aufgabe gegeben, ein Essay zu schreiben. Die hat uns nur ein Wort gegeben, ein Stichwort. Einmal war es Freiheit, einmal war es Kindheit, einmal war es irgendwie Rassismus. Und du musstest eine Seite schreiben, jede Woche, über irgendwas, was du damit verbindest. Und ich fand es fantastisch. Es ist bis heute etwas, wie ich total stimuliert werde zum Schreiben und inspiriert. Und das war die beste Zeit. Jede Klasse mit ihr, jeder Kurs war einfach fantastisch. Und sie hat mir irgendwann gesagt, hier, dein Englisch ist okay. Du kannst auf Level 5 gehen, wenn dir hier langweilig ist. Und ich so, nee, ich will genauso weitermachen. Ich will jede Woche schreiben mit etwas, was mir jemand anderes vorgibt. Und ich erinnere mich an die Momente, wo ich ihr, wir haben dann teilweise die Sachen vorgelesen da drin und besprochen. Und das war für mich, jeder Kurs war ein absolutes Highlight. Das hatte ich leider nie in der deutschen Schulzeit. Wow.
Kleine Pause Podcast
Jetzt würde ich direkt sagen, könnte man so einen guten Übergang in Richtung Schreiben machen, denn das ist das, was du heute machst. Aber ich glaube, darauf kommen wir gleich. Sonst reden wir jetzt wahrscheinlich schon direkt drauf los. Und ich würde sagen, danke. Und eine zweite Zahl. Nummer zwölf.
Sarah Levy
Vielfalt im Klassenzimmer bedeutet für mich. Deutet für mich vor allem andere lebensweisen Mentalitäten, Einstellungen, vielleicht auch wirklich politische Einstellungen. Ich glaube, inzwischen kann man das wirklich sagen, auszuhalten, auch wenn sie nicht der eigenen entsprechen. Auch andere Lebensrealitäten anzuerkennen, auch wenn sie nicht der eigenen entsprechen. Das ist etwas, womit auch Erwachsene heute wahnsinnig zu kämpfen haben. Das sehen wir leider in allen beschissenen Debatten, die irgendwie um alles entstehen. dass es plötzlich nicht mehr mehrere Wahrheiten gibt, die nebeneinander stehen können. Und ich glaube, genauso ist es in der Klasse. Ich war auf einer jüdischen Grundschule und ich weiß, wir waren wahnsinnig gemein zu den sowjetischen, also aus der ehemaligen Sowjetunion kommenden russischen Kindern, weil sie anders aussahen, weil sie sich anders kleideten, weil sie anders sprachen. Ich war mit einem, also wirklich auch gemein zu denen. Ich wusste nicht genau, wo mein Platz ist und habe das dann versucht zu finden, indem ich gesagt habe, nee, ihr seid nicht so wie meine jüdischen deutschen Freunde. Und ich habe sie auch ausgegrenzt. Und ich glaube, daraus habe ich viel gelernt, dass es der falsche Weg ist und dass wir Vielfalt zelebrieren müssen, auch wenn die Leute ganz andere Erfahrungen gemacht haben als wir. Vielen Dank.
Kleine Pause Podcast
Ich denke auch viel darüber nach, was eigentlich Anerkennung auch bei politischen Differenzen bedeutet. Und ich bin auch ein Fan davon, Grenzen ziehen zu dürfen. Aber wie zieht man Grenzen, ohne nicht anerkennend dem Menschen gegenüber zu sein? Das ist jetzt vielleicht so ein bisschen verklausuliert, aber das finde ich, genau wie du das auch beschreibst, ist gerade schon auch ein großes Thema, auch pädagogisch. Also auf der einen Seite diese starke Politisierung und so Begriffe wie Empowerment spielen eine große Rolle, Partizipation, das ist ja auch alles richtig und wichtig. Und ich habe vielleicht manchmal das Gefühl, dass wir das Gegenseitige anerkennen. Und da bin ich jetzt nicht auf so einem Level, wie so mit Nazis reden und so. Ich rede jetzt schon im Schulkontext und Kinder und Jugendliche und nicht unbedingt im Privaten, aber vielleicht auch an bestimmten Stellen zumindest. Ja, da so diese Spannung, also mit diesen Spannungen umzugehen. Und aushalten ist ja letztlich nichts anderes. Das ist immer so ein bisschen negativ konnotiert, glaube ich, weil es immer direkt so nach Anstrengung klingt. Aber es kann ja auch was sehr Positives haben, als eher so mit Spannungen umzugehen und zu sagen, wie macht man das eigentlich?
Sarah Levy
Und ich glaube, es dazu gehört auch einfach miteinander zu sprechen und das ist leider dann die Rolle der Pädagogen. Also ich beneide dich nicht, da irgendwie einen Mittelweg zu finden, Raum zu geben für die Gedanken und Gefühle, die manchmal auch vielleicht sehr gemein sein können von Kindern und Jugendlichen. und gleichzeitig für Respekt zu sorgen, dass man sich trotzdem unterschiedlicher Meinung auf Augenhöhe begegnet und den anderen nicht diskriminiert oder seine Meinung irgendwie nicht stehen lassen kann. Also ich beneide dich nicht. Das ist so wirklich superschwer. Ich finde das jetzt schon schwer mit Erwachsenen. Und Kinder sind ja noch, meint man zumindest, offener in ihrem Weltbild. Aber so.
Kleine Pause Podcast
Ja, es kommt natürlich auch darauf an, was sie vorgelebt bekommen. Es wird nicht unbedingt leichter in so einer polarisierten Welt. Aber wem sage ich das davon? Das gibt es ja durchaus auch in deinem Buch, dieses Thema und das Thema Schule. Okay, danke. Letzte Zahl. 18. Das hast du jetzt eigentlich schon so ein bisschen beantwortet. Gut, dann sage ich 19. Nur damit ich das jetzt nicht verrate, aber es war eine Lehrkraft, die mich inspiriert hat. Und das hast du ja schon bei der ersten Antwort gesagt. Mein Wunsch für die nächste SchülerInnen-Generation wäre oder ist?
Sarah Levy
Dass sie weniger Social Media benutzen. Oder zumindest verstehen, dass die Welt, die ihnen dort vorgelebt wird und die ihnen dort präsentiert wird, eine sehr einseitige ist. Wir befinden uns irgendwie, das hört sich immer so doof an, so klischeehaft, in Echokammern, wo unsere eigene Meinung verstärkt wird. Aber das heißt nicht, dass die Welt so ist. Die Welt ist viel komplexer und viel ambivalenter in vielen Dingen. Es gibt fast keine Eindeutigkeit. Und wenn wir Social Media zu viel nutzen, dann wissen wir das irgendwann nicht mehr. Mein Wunsch wäre wirklich, obwohl ich ja katholisch ein schlimmster Beispiel bin, ich bin ständig am Handy, dass die nächsten Generationen da schlauer sind als wir.
Kleine Pause Podcast
Ja, es ist spannend. Ich mache das ja mit den Sätzen immer. Und Social Media ist auf jeden Fall was, was auch häufig vorkommt. Gleichzeitig sind wir ja genau diejenigen, die es auch bespielen und so. Ja, wir sind absolut abhängig davon.
Sarah Levy
Absolut. Ich meine, ich sitze jetzt hier in Israel und ich habe ein Buch rausgebracht und die einzige Möglichkeit herauszufinden, ob es irgendwo in Hamburg oder wo auch immer in einem Laden liegt, indem ich meinen Followern sage, geht mal bitte dahin und macht mir ein Foto und da kann ich das posten. Also es sind so Kleinigkeiten, aber wir sind total abhängig von diesen Kanälen und selbst wenn wir nicht wirklich abhängig sind, so sind wir auch irgendwie gefühlt abhängig und das ist eigentlich schon das größte Problem.
Kleine Pause Podcast
Und eingebettet in Systeme. Aber ich glaube, wenn wir damit anfangen, dann kommen wir ja gar nicht mehr zu deinem Buch. Ich würde gerne anknüpfen an das Schreiben, was du am Anfang genannt hast und darf vielleicht auch so ein bisschen auf den Prozess, wie das Buch entstanden ist letztlich oder die Genese des Buches, weil das ist ja schon auch eine besondere, zu sprechen kommen. Aber vielleicht erstmal so für dich selber. Du hast gesagt, du hast in der Schule und dann vor allen Dingen in den USA schon gerne geschrieben. War das immer irgendwie so eine Art Verarbeitung, Ausdruck, Umgang mit der Realität für dich? War das einfach was, was du von dir aus gerne mochtest? Wie war da so dein Weg?
Sarah Levy
Ja, ich glaube, ich habe als Kind schon gern geschrieben. Ich habe auch immer gerne gruselige Geschichten geschrieben mit irgendwelchen abgeschnittenen Fingern und Skeletten. Und sowas hat mich irgendwie, also es gibt ganz viele, ganz viele kleine Heftchen, die meine Mutter aufgehoben hat. Ich habe auch angefangen, mal ein Buch auf der Schreibmaschine zu schreiben von meiner Mutter. Einfach nur, weil ich das Medium toll fand. Das Buch hatte leider nie ein Ende. Und also ich habe super viel geschrieben. Das war schon immer so. Aber meine Mutter ist auch Redakteurin bei Zeitungen. Ich bin dann viel als Kind in Redaktionen gewesen und fand es komplett langweilig, wie da alle vorm Computer sitzen und rumtippen. Und dann dachte ich so, nee, auf keinen Fall werde ich schreiben. So langweilig, wie das ist. Und man muss so lange auch arbeiten. Und oh, nee. Dann bin ich zum Fernsehen gegangen und habe meine ganzen Praktika bei Fernsehen gemacht, habe im Studium nebenher beim Fernsehen gearbeitet. Und da kam ich an den Punkt, wo ich wusste, wenn eine Frau eine tolle Geschichte hat, aber ihr Gesicht ist zerfressen von Aknenarben, von Drogenarben, die Frau sieht nicht irgendwie gut aus, aber sie erzählt toll, hat sie eigentlich keine Chance in dieser Doku die Hauptperson zu sein. Aber für mich ist sie die Hauptperson. Und dann kam ich wieder zurück zum Schreiben, weil ich dachte, ich möchte, dass die Leute das sehen, was diese Frau ist, abseits von ihrer Haut. Und dann habe ich mich mit dem guten Zureden von den richtigen Menschen in meinem Leben bei der Henri-Nan-Schule beworben, die Journalistenschule in Hamburg und wurde erst nicht genommen. Das war auch sehr gut. Da konnte ich noch ein bisschen mehr üben zwischendurch. Und dann wurde ich irgendwann genommen und dann wieder glückliche Zufälle und die richtigen Menschen am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, die mir Dinge geraten haben, die ich tun soll. Und dann kam das erste Buch. Und das zweite Buch hat eine andere Genese, als man jetzt vielleicht denkt. Wo hat sie geschrieben? Wow, ein Kapitel 60 Seiten über den 7. Oktober. Oh mein Gott, ja. Aber tatsächlich habe ich das Exposé schon im Frühsommer 23 geschrieben und ich wollte über Radikalisierung in Israel schreiben. Weil ich um mich herum gesehen habe, wie plötzlich meine Familie, die sich wirklich sehr, sehr, also auch meine Schwiegerfamilie hier liebt und plötzlich über politische Diskussionen so zerfetzt hat, dass die Leute plötzlich nicht mehr miteinander gesprochen haben. Dann waren die Demonstrationen gegen die Justizreform, also dass das Justizsystem auf sehr undemokratische Weise umgebaut werden sollte. Das hatte diese neue Regierung, diese damals neue Regierung vorgeschlagen und auch versucht durchzusetzen. Und die Leute gingen plötzlich auf die Straße mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen davon, was für ein Land sie eigentlich sein wollen. Was will Israel für ein Land sein? Wie jüdisch und wie demokratisch soll es sein? Plötzlich gab es keine klaren Antworten mehr darauf, also keine vereinigenden Antworten. Dann fuhren Autos plötzlich in die Demonstrierenden rein von Menschen, die nicht deren Meinung waren. Und es wurde online gehetzt, auch angestachelt durch einige Politiker. Und es war einfach eine richtig schreckliche Stimmung und sehr existenziell auch irgendwie so. Es ging um den Charakter dieses Staates. Und darum ging mein Exposé. Was macht es eigentlich mit dem Volk, wenn die Radikalen die Narrative formen? Dann habe ich die Zusage bekommen im August. Da fing es schon so ein bisschen an zu schreiben und so. Und dann kam der 7. Oktober. Und dann wusste ich natürlich, okay, ich muss das jetzt noch mit einbauen. Ich wusste ja anfangs nicht, was für Folgen dieser Tag und dieser Krieg haben werden. Ja, dann ist dieses Buch daraus gekommen. Jetzt habe ich aber am Ende nochmal, als ich fast fertig war, das Exposé gelesen und alles, was ich darin geschrieben habe, ist in diesem Buch nochmal mal hundert verstärkt. Hass, Polarisierung, Spaltung, wirklich politische Auseinandersetzungen, die wirklich in Gewalt münden und natürlich auch Rassismus und auch absolutes Ignoranz. Medien, Medien, die plötzlich nicht mehr über das Leid des anderen berichten. Also da ist sehr viel drin in diesem Buch, aber die Grundidee ist immer noch da. Also das hat mich dann auch gefreut, dass ich dir zumindest all das erzählen konnte, was mich bewegt hat.
Kleine Pause Podcast
Glaubst du, dass das, also der Gedanke ist mir gerade so ein bisschen gekommen, dadurch, dass du, vielleicht ist es auch eine Suggestivfrage, merke ich gerade, aber dadurch, dass du vorher schon wusstest, du möchtest über Entfremdung schreiben, du möchtest über Radikalisierung schreiben, also Entfremdung auch und damit ja auch über Beziehungen und über Menschen. Und jetzt nicht einfach eine politische Analyse oder so, sondern auch die Geschichten von Menschen erzählen vielleicht nicht in ihrer Allumfänglichkeit, sondern eben auch so situativ, was das miteinander macht, also wie sie sich über die Zeit vielleicht auch durch beispielsweise Radikalisierungs- oder Polarisierungsprozesse und so verändern. Glaubst du, dass du dadurch, dass du diese Idee schon vorher hattest, also vorher jetzt, es ist immer schwer, gerade in Bezug auf Israel, Palästina, über vorher, nachher zu sprechen, wann fängt überhaupt was an, was sind Wendepunkte, aber ich glaube, den 7. Oktober kann man da auf jeden Fall festhalten und den hast du ja jetzt auch gerade als Marker genannt. Und dadurch, dass du das vorher schon hattest, dass du auf eine bestimmte Art und Weise auf diese Zeit geschaut hast oder schauen konntest.
Sarah Levy
Dass ich es mehr gesehen habe deswegen? Ja, vielleicht. Also ich überlege jetzt, ich habe viel darüber nachgedacht, was gegenteilige Momente, die mein Narrativ ein bisschen aufbrechen sind, die ich erlebt habe in den letzten zweieinhalb Jahren. Und leider musste ich dann immer mich fragen, wo sind meine liberalen Freunde? Wo sind meine Freunde, die vorher für die Zwei-Staaten-Lösung waren, die immer palästinensische Frauen mitgezählt haben, wenn sie über Feminismus gesprochen haben? Wo sind die jetzt? Meine Freunde in Israel, wo sind die? Und ich war auf einer Party, einem Geburtstagsparty mit auch LGBTQ-Aktivisten, Menschen, die sich für Beduinen einsetzen und so weiter. Und Menschen, die wirklich, wirklich nicht zu dem rechten Rand Israels gehören oder zu der Rechtsmitte. Und die waren alle nach rechts gerückt. Keiner hat, mitten im Krieg gab es diese Party. Keiner hat über, es war irgendwie kurz nachdem diese 30 Paramedics da oder 15 Paramedics getötet wurden und vergraben von der Armee in Gaza, das Thema kam nicht auf. Ich war einfach komplett bewegt und konnte einfach nicht fassen. Und dann kam mir irgendwann, umso mehr der Alkohol floss, wurde ich sehr emotional und ich sprach mit jemandem darüber, dass ich Angst habe, dass mein Kind auch unbedingt zu dieser Armee gehen möchte. Wo ich eigentlich weiß, ich habe gemerkt, dass ich das totale Bedürfnis hatte, darüber zu reden. Und ich bin auf komplettes Unverständnis gestoßen. Die ganzen liberalen Menschen haben gesagt, nein, es ist alles gerechtfertigt. Dein Sohn wird zur Armee gehen wollen, wenn er hier aufwächst. Er wird ihn stolz machen, wie uns alle. und ich habe gemerkt, es gibt keinen Punkt, an dem du die Armee kritisieren kannst. Und das war im Winter, ich glaube Winter oder Herbst 24. Und da war ich so geschockt. Also ich habe wirklich viel überlegt, wo sind die Israelis um mich herum, denen die palästinensische Perspektive, das palästinensische Leid wichtig ist. Und ich weiß nicht mehr, wo sie sind. Mein einer Freund, mein bester Freund, ist ausgewandert im Dezember 23 und blickt jetzt aus dem europäischen Land auf diesen Konflikt. Er sieht natürlich auch die Nachrichten an seinem Ort und ist fassungslos, aber er ist nicht mehr in Israel. Dann habe ich noch einen anderen sehr, sehr linkspolitischen Freund, der von Apartheid spricht und Genozid und so weiter. Und der sagt, er ist komplett verstummt. Er hat Angst, wenn er sich zu sehr offen zeigt und seine Position, dass er Gewalt an Drohungen bekommt und so weiter. Er hatte den Kontakt zu den meisten seiner Freunden abgebrochen, weil die so rechts geworden sind. Ich weiß nicht, vielleicht gibt es diese Welten noch. Ich weiß, jetzt gibt es sie auch immer wieder immer mehr. Aber in meiner Erfahrung leider, leider. Und deswegen, ich bin in dem Buch komplett bei mir geblieben. Jemand anderes, ein anderer israelischer Autor, Autorin, wird eine ganz andere Geschichte erzählen, hoffentlich. Aber bei mir, in meinem Umfeld, sind alle sehr nach rechts gerückt. Und das ist bis heute leider so. Also ich ende quasi mein Buch damit, dass mein Schwager mich eine Verräterin nennt, bloß weil ich ein Video gedreht habe auf einer Demo von Demonstranten, die Fotos von getöteten Kindern aus Gaza hochhalten. Und das ist meine Situation jetzt gerade. Also ich habe Menschen in der Familie, die nicht mehr mit mir reden. Ich habe Freunde, die nur noch mit mir diskutieren. Also ich versuche mich gar nicht mehr darauf einzulassen. Das ist meine Welt jetzt gerade. Und ich habe einen Nachbar, der wirklich morgens im Hausfluss steht, die Tür aufmacht und sagt, alle Araber sollen bitte in der Hölle schmoren oder Krebs kriegen. Also das ist meine Welt. Und ich weiß nicht, ob ich hätte keine andere Geschichte erzählen können.
Kleine Pause Podcast
Und das ist deine Geschichte? Also du betonst es jetzt gerade sehr und ich glaube, das ist auch genau das. Wir haben da im Vorfeld auch oft drüber gesprochen, wie die ganze Situation überhaupt noch besprechbar machen. Wie die ganze Situation, also was ist überhaupt auch der Anspruch beim drüber schreiben? Wir haben uns darüber unterhalten, dass man automatisch mit einem bestimmten Blick auch liest, also das ist der eigene Blick, die eigene Narrative, vielleicht auch das eigene Wissen über bestimmte Dinge und egal, was man liest, man hat immer dieses Gefühl von ja, aber, obwohl man genau das ja bekämpfen möchte, also oder auch dafür plädiert, das als ein Unzusehen, die Gleichzeitigkeiten zu sehen und all das ist ja dennoch nicht. leicht. Und du hast den Weg gewählt, deine Geschichte
Speaker 3
zu erzählen. Und das hast du jetzt gerade auch so ein paar
Kleine Pause Podcast
Mal gesagt und auch dadurch, dass du gesagt hast, eine andere Autorin, ein anderer Autor würde mit Sicherheit andere Geschichten erzählen können oder hoffentlich andere Geschichten erzählen können, aber es sind gerade zumindest nicht deine Geschichten. Willst du ein bisschen erklären, wie das Ganze aufgebaut ist? Weil wir reden jetzt darüber und kennen das Buch.
Sarah Levy
Vielleicht ist das für die
Kleine Pause Podcast
Die zuhören vielleicht ganz gut, auch wenn man es vielleicht schon so ein bisschen rausgehört hat, damit man sich das ein wenig vorstellen kann.
Sarah Levy
Ja, okay, es gibt den Prolog, wo ich kurz über unsere muslimische Tagesmutter von meinem Sohn eingehe. Und dann beginnt das Buch zwei Tage vor dem 7. Oktober, wo ich einen wirklich schönen Moment hatte am Meer mit meiner Familie, meiner Schwiegerfamilie. Und interessanterweise habe ich dieses Kapitel geschrieben, ohne zu wissen, dass die Person, die darin vorkommt, mein Schwager, sich absolut radikalisieren wird in diesem Krieg. Und ich habe eine Facette von ihm gezeigt, die wichtig ist, um auch einzuordnen, wie er sich entwickelt. Also er bespricht darüber, dass er Tabletten nimmt, dass er ein bisschen Depressionen hat, eine Düsterkeit, die er nicht greifen kann, die er auch seiner Mutter hatte und so weiter. Also wir sehen, das ist ein komplexer, komplizierter, düsterer Charakter. Und ich reflektiere in der Zeit ein bisschen, wie schön Israel sein kann, wenn die Menschen dir so offen begegnen und ihren Problemen erzählen. Und dass ich dieses Gefühl vermisst habe in den letzten Dreivierteljahren, in dem gefühlt sich alle um mich herum nur gestritten haben, wie soll dieses Land, in dem wir gemeinsam leben, überhaupt aussehen. Und dann kommt der 7. Oktober. Das ist ein sehr langes Kapitel, 60 Seiten. Es waren mal 80, also die Leute müssen mir noch dankbar sein. Da ich wirklich sehr genau beschreibe, wie es für uns war, die in Tel Aviv saßen, damals noch in Jaffo gewohnt und dann nach Tel Aviv-Ost gezogen zu meiner Schwägerin, die ein Safe Room hat. Und dann wirklich da über eine Woche mit sieben Menschen und einem Hund mehrmals am Tag in den Safe Room gerannt sind, bei Alarm. Ich werde nicht zu viel darüber erzählen, aber ich hatte den Eindruck, dass obwohl wir nicht persönlich betroffen waren, wir waren nicht im Süden Israels, wir waren wirklich 60 Kilometer entfernt, 80. Trotzdem haben wir das alles online und im Fernsehen verfolgt und es fühlte sich wahnsinnig existenziell an. Und natürlich sind an dem Tag schon Dinge gefallen, wie diese Hunde, ohne zu differenzieren, meinst du jetzt Hamas, meinst du jetzt Palästinenser? An dem Tag kam das Thema schon auf. Die Kinder fragten plötzlich, was sind Siedlungen? Also es wurde schon politisch an diesem Tag. Und auch die Frage der Schuld kam schon auf. Wen beschuldige ich einfach jetzt? Sind das jetzt irgendwie die Palästinenser an sich? Also diese Diskussion kam auf. Oder ist das die Regierung, die nicht verhindert hat, oder die Armee, die nicht verhindert hat, dass diese Terroristen nach Israel reinkamen? Also die Frage kam schon auf. Und dann zeigt das unseren Weg, Dieses Buch, dass wir erst mal nach Deutschland geflogen sind. Ich komme aus Frankfurt ursprünglich. Meine Familie ist in Frankfurt. Wir haben dann einen Monat dort verbracht. Dann gemerkt, Deutschland ist nicht mehr mein Land. Tatsächlich war es, der Krieg folgte uns auch dahin. Wir steckten im Kopf und im Herzen noch total in Israel fest. Und dann sind wir zurückgekommen. Darüber geht der dritte Teil des Buches. Es gibt zwischendurch noch einen längeren Rückblick, der auch erklärt, warum das Buch Kein anderes Land heißt. Zumindest den ersten Erklärungen liefert. Und der ein bisschen politisch erklärt, wie konnte, also das Kapitel spielt im Juli 23, wo ich auf einer Demonstration bin, und einfach zeige, worüber streitet sich Israel gerade? Vor welchen existenziellen Fragen, die niemals geklärt wurden seit 1950, als das erste Mal eine Verfassung geschrieben werden sollte, steht dieses Land und warum bricht das jetzt auf und was für Folgen hat es auch? Und das zeichne ich nach mit der Frage, ist das, also habe ich selbst kein anderes Land? Oder habe ich noch Deutschland? Dieses Kapitel endet mit der Antwort, ja, ich habe Deutschland, ich habe einen zweiten Pass. Ich kann immer nach Deutschland gehen, wenn es zu schlimm wird hier. Und dann komme ich nach Deutschland und merke, das ist nicht der Fall. Deutschland ist nicht mehr mein Zuhause. Aber dann komme ich nach Israel und sehe, Israel ist auch nicht mehr das, was es vor dem 7. Oktober war. Doch gleichzeitig, für mich ist immer die Frage, habe ich vielleicht vorher auch einfach nicht die richtigen Fragen gestellt. Und darum geht es in dem dritten Teil. ein Justieren meiner Position, meines Kompasses. Auch ab und zu, ich bin auch sehr ungerecht ab und zu in dem Buch, gegenüber Palästinensern, gegenüber anderen Juden, weil ich es so gefühlt habe in dem Moment. Also ich habe das dann nicht am Ende umgeschrieben, weil ich gemerkt habe, ich liege falsch. Ja, also das ist eine große interne Auseinandersetzung vor dem Hintergrund von allem Schrecklichen, was in diesem Jahr noch passiert ist. Also iranische Angriffe, der iranische Krieg ist auch noch mit drin, Rizbala, möglicher Krieg, viel Angst, viel Angst in diesem Buch. Ja, das ist vielleicht schon ein bisschen zu viel erzählt, aber ja.
Kleine Pause Podcast
Es ist ja auch einfach unfassbar viel passiert. Also ich glaube, man könnte das auch ausweiten auf mindestens die doppelte Länge und hätte immer noch das Gefühl, dass nicht alles gesagt wird. Aber was deutlich wird, ist, glaube ich, dein Hadern und deine Entscheidung zu sagen, Ich schreibe mich auch in dieses Buch hinein und ich zeige an mir selber, Komplexität ist jetzt auch schon wieder so ein Begriff, an dem wird sich abgearbeitet, gerade was dieses Thema angeht, aber auch so die inneren. Ja, Uneindeutigkeit.
Sarah Levy
Uneindeutigkeit. Also ich meine, ich bin ja auch nicht, ich habe das Gefühl, ich bin wahnsinnig linkspolitisch, also israelisch-linkspolitisch geworden in dieser Zeit und es hat mich selber irgendwie total radikalisiert. Aber nur weil man das Gefühl hat, man wird ständig abgefragt, wo man steht. Man muss sich ständig zu anderen extremen Äußerungen positionieren, auch für sich innerlich. Wie stehe ich jetzt dazu, dass da ein Mensch getötet wurde, der laut Armee ein tarnter Journalist war? Also eigentlich ein getarnter Terrorist, der sich als Journalist getarnt hat. Also stehe ich dazu? Glaube ich das jetzt? Oder glaube ich, das andere extreme Narrativ, dass er ein Kämpfer für die palästinensische Sache war. Oder gibt es vielleicht dazwischen irgendeine Wahrheit? Und es ist wirklich, ja, es ist eine wahnsinnig schwierige Zeit. Und ich kann verstehen, dass viele Leute es sich einfacher machen und da gar nicht versuchen, ihre eigenen Positionen irgendwie zu justieren und abzuändern und einfach sagen,
Kleine Pause Podcast
nee, das ist jetzt mein Weg und ich lasse nichts anderes zu. Aber das war für mich nicht der Weg. Absolut. Und ich glaube, dieses Navigieren und Justieren, das nimmt man sehr deutlich wahr. Das klingt jetzt so ein bisschen bescheuert, glaube ich, aber das hat mir so beim Lesen auch sehr gut getan. Also wenn man viel nachdenkt, dann begleitet man dich so ein bisschen auf diesen Wegen und auch manchmal an diesen Kipppunkten, vielleicht auch nicht Kipppunkten, sondern an diesen Momenten, wo du vielleicht, würde man das als, ich sage es jetzt bewusst sehr vorsichtig, als so schwachere Momente beschreiben können, wo du sagst, ich kann das jetzt gerade nicht. Ich kann darüber jetzt gerade nicht nachdenken. Ich kann jetzt gerade nicht die andere Perspektive einnehmen. Egal, mit wem du da jetzt gerade sprichst oder so. Sondern, dass das eben auch was sehr Menschliches letztlich hat.
Sarah Levy
Ja, und ich meine, du musst ja auch sehen, in all diesem Scheiß, Entschuldigung, aber das darf man wahrscheinlich nicht sagen.
Speaker 3
Da ist ja alles dran.
Sarah Levy
Ah ja, gut. In all diesen Sachen, die passiert sind. Ich meine, unser Alltag ist nicht mit dem in Gaza zu vergleichen. Das kann man einfach nicht. Aber selbst wenn du in Israel lebst und diese ganzen Dinge der letzten zwei Jahre erlebt hast, wir sind einfach, ich bin müde, ja, ich bin einfach müde. Ich habe einfach manchmal nicht die Geisteskraft und die Willenskraft, mich allem auszusetzen, auch wenn es vielleicht meinen moralischen Kompass justieren würde. Und es gab viele Momente in diesem Krieg, wo ich einfach auch Sachen nicht sehen wollte, die in Gaza passieren. Weil ich sage, ich kann das jetzt auch gerade nicht aufnehmen. Und ich glaube, das ist auch okay. Solange man sich in einem stärkeren Moment dann wieder darauf zurückbesinnt, dass man diese Accounts dann nicht mehr durchwischt, dass man die Sachen liest, die die Leute schreiben und versucht für sich irgendwie einzuschätzen, ist es in Ordnung. Also für mich zumindest ist es in Ordnung. Ich muss ja auch dann denken, dass ich irgendwie funktionsfähig bleibe und emotional so gesund, dass ich Mutter sein kann. Und das ist auch eine Auseinandersetzung. Also ich glaube, ich habe viel zu viel Zeit nicht präsent bei meinem Sohn verbracht in dieser Zeit, weil entweder nicht Angst mich geleitet hat dann wird man halt so manisch, guckt immer noch ins Handy rein, was passiert hier gerade und das Kind will irgendwie Aufmerksamkeit nehmen. Das ist natürlich auch eine Sache, die man sich als Mutter bewusst machen muss in diesen extremen Situationen. Aber ja, und auch immer natürlich dann zurückdenken, was passiert in Gaza mit den Eltern, mit den Müttern. Dagegen ist alles in Ordnung bei mir.
Kleine Pause Podcast
Also es ist einfach so. Absolut. Ich habe jetzt gerade so ein bisschen darüber nachgedacht, dass wir vielleicht auch, wenn du willst, was hören könnten. Also wenn du möchtest, könntest du ja auch reinlesen.
Sarah Levy
Ich muss nächste Woche die Kapitel abgeben, die ich auf den Lesungen lesen werde. Und es fällt mir wahnsinnig schwer, weil jedes Kapitel ist so intensiv,
Speaker 3
dass ich eigentlich die Leute nicht wie bei einem alten Buch so entlassen kann mit etwas Gefühl.
Sarah Levy
Aber ich lese mal eine Sache vor, die ich gestern auf Instagram vielleicht geteilt habe. Ja, voll gerne. Über ein Gespräch, das ich mit meiner Schwiegermutter hatte. Die Szene ist folgendermaßen. Wir kamen im November zurück nach Israel und haben unsere Familie besucht. haben geguckt, wo stehen die jetzt gerade? Die Kinder waren ziemlich traumatisiert, haben Comics gemalt über Pferde, die sich gegenseitig abmurksen. Aber alle waren wahnsinnig müde und ich saß mit meiner Schwiegermutter vor dem Fernseher und sah zum ersten Mal diese wirklich Ruinen. Das war November 23. Ruinen in Gaza. Die Kamera flog da so drüber einfach komplett geschoppt. Und sie sagte dann plötzlich, es geschieht ihnen recht. Und dann haben wir ein bisschen diskutiert. Und ich sage, nicht alle sind Tamas und so weiter. Und daraus kam dieser Dialog. Beim Krieg 2021 haben sie die Schicksale in Gaza nach einigen Tagen im Fernsehen gezeigt, sage ich. Leute haben in die Kamera geschrien, die Israelis für die Bombardierungen angeklagt. Diesmal sehen wir nichts davon. Nur Gebäude, Zerstörung, Soldaten. Vielleicht wäre es wichtig, zu zeigen, was dort passiert. Damit dieser Krieg nicht ewig gehen wird. Damit wir auch sehen, was es mit den Menschen macht. Wir sollen die menschliche Seite sehen? Itais Mutter klingt entrüstet. Und sie? Sie haben uns wie Tiere getötet. Wie sollen wir die menschliche Seite sehen, wenn die Palästinenser, die im Otef Aser gearbeitet haben, ihre Arbeitgeber verraten haben? Sie spricht jetzt laut. Sie haben Karten gefunden, gezeichnete Karten von den Kibbutzinen, wo die Kibbutzwache stationiert ist, in welchen Häusern Hunde leben, wer Waffen besitzt und wo sie zu finden sind. Die Arbeiter aus Gaza haben der Hamas Informationen gegeben, die die Bewohner schließlich das Leben gekostet hat. Sie atmet schwer, es wirkt, als würde sie am liebsten aufspringen. Du weißt nicht, unter welchen Bedingungen sie diese Informationen rausgegeben haben oder rausgeben mussten, entgegne ich langsam. Vielleicht haben sie deren Familien bedroht, gefoltert, dafür sind die Terroristen bekannt. Das mag sein. Aber haben wir denn kein Recht darauf, uns sicher zu fühlen? Jetzt springt meine Schwiegermutter auf, läuft in die Küche. Sie bleibt an der Spüle stehen, mit dem Rücken zu mir. Dann dreht sie sich um. 1956, 67, 73, 82, sagt sie mit bebender Stimme. Danach erinnere ich mich nicht mal mehr, wie viel Kriege und Auseinandersetzungen es waren. Immer war irgendwas. 1990, 91 im Golfkrieg. Da spannten wir Kaugummi auf die Luftritzen, am Fensterrahmen in die Schlüssellöcher. oder Klebstoff, aus Angst vor einem Gasangriff. Ich saß mit drei kleinen Kindern allein zu Hause mit Gasmaske, mein Mann in der Reserve. Sie verstummt. Dann sagt sie mit gepresster Stimme, inzwischen weiß ich, entweder sie oder wir.
Kleine Pause Podcast
Danke. Die Stelle zeigt ganz gut, wie das Buch funktioniert und wie du dadurch auch die Vielstimmigkeit der vielleicht auch Argumente, Perspektiven, Positionen darstellen kannst, ohne immer ganz klare Antworten zu finden. Und dein Haar dann darin, was du eben beschrieben hast, ja auch ganz gut deutlich wird. Und wenn man sich jetzt vorstellt, dass es neben deiner Schwiegermutter sehr viele weitere Figuren und Menschen in dem Buch gibt, Ich glaube, dann kriegt man einen ganz guten Einblick davon oder darüber, wie komplex, um das Wort jetzt nochmal zu nutzen, das Ganze dann tatsächlich ist.
Sarah Levy
Es gab immer die Reaktion von, also in meinem ersten Buch auch, von meiner Lektorin, müssen es denn so viele Personen sein? Aber ich glaube, wenn der Leser rauskommt aus dem Buch und sagt, ich habe jetzt so viele Meinungen gehört, die sich teilweise komplett widersprechen, aber irgendwie konnte ich alles nachvollziehen und es ist komplex, dann habe ich was geschafft. Weil es geht genau darum, wir sind ein wahnsinnig vielfältiges Volk. Und wir fordern das ja auch immer ein, dass es unsere Vielfalt gesehen wird. Und genau so sind es die Palästinenser. Ich habe auch ein paar palästinensische Stimmen, die sehr unterschiedlich sind, die darin vorkommen. Also von Nachbarn, aber auch von Politikern und auch von meiner Tagesmutter, also unserer Tagesmutter. Ich habe versucht, aus meiner israelischen Perspektive die Gläser möglichst zu verwirren. Dass am Ende keine Eindeutigkeit da ist. Das ist wirklich so mir total wichtig. dass man versteht und fühlt, dass manche Einstellungen davon absolut auch genozidal sind.
Speaker 3
Ja, es ist so.
Sarah Levy
Aber sie wachsen aus einem Trauma heraus, auf beiden Seiten. Und sie wachsen aus einer Erfahrung heraus und aus einer politischen Stimmungsmache und aus der Anführung, aus den Narrativen, mit denen sie groß geworden sind, den Ideologien, mit denen sie groß geworden sind. Und das trifft leider, leider, leider bei uns in Israel genauso zu wie leider auch im Gazastreifen. Und ich glaube, wenn wir diese Vielfalt anerkennen, dann sind wir einen Schritt weiter in diesem Konflikt.
Kleine Pause Podcast
Was erwartet dich in den nächsten Wochen? Willst du davon einigen?
Sarah Levy
Das ist ja immer so total langweilig, wenn man in Israel ist und ein Buch in Deutschland rausbringt. Ich habe ein paar Interviews, ich habe auch politische Interviews und heute noch eins. Dann komme ich im September nach Deutschland und fange an, das zu lesen. Auch noch ausgerechnet am 11. September ist meine Premierenlesung in Frankfurt. Und dann folgen Termine im Rhein-Main-Gebiet und in Hamburg. Und dann komme ich auf die Buchmesse im Oktober und dann komme ich nochmal im November. Also da kommen jetzt schöne Termine, wo ich auch mal das Material an einem Publikum testen kann. Aber ja, ich stelle mich schon ein bisschen darauf ein, dass nicht jeder meine Einstellung schätzen wird. Und ich muss immer sagen, ich kriege nicht so viele Anfeindungen aus dem aktivistischen, pro-palästinensischen Lager. Ich kriege eher von jüdischen Deutschen, die teilweise in Israel leben, teilweise in Deutschland, kriege ich vorgeworfen, ich würde mit meiner Kritik an Israel und einem Staat, an der Armee der Hamas Argumente liefern, die wiederum deutsche Juden in Gefahr bringen. Ich lasse es jetzt einfach mal so stehen. Aber das ist so das, was auf mich immer zurollt. Und ich denke mal, das wird jetzt auch in Deutschland nicht anders sein, weil natürlich nicht jeder das Buch lesen wird und Leute sich schon Meinungen darüber machen, was auf dem Klappentext steht und dann sagen, das ist nicht meine Erfahrung. Ja, aber es ist meine und das ist auch okay.
Kleine Pause Podcast
Absolut. Ich frage mich sehr oft, das geht so ein bisschen zurück, vielleicht auch wieder in so letztlich auch eine didaktische Frage oder so eine pädagogische Frage, ob es überhaupt möglich ist. Also allein, wenn ich so einen Satz höre, dass man der vermeintlich anderen Seite, das ist ja auch wieder so die Frage, was soll diese andere Seite sein, wer genau ist das und so. Aber dass man dann Argumente liefern würde. Und ich frage mich, ist es relevant in dieser Situation, dass man Argumente liefert? Also muss man nicht quasi Argumente auch für die anderen liefern, wenn man Dinge besprechbar machen will? Man muss gar nichts liefern.
Sarah Levy
Ich finde einfach, jeder muss seinen eigenen Kompass in diesem Konflikt finden.
Speaker 3
Ich weiß nicht, was ist die Alternative?
Sarah Levy
Israels Kriegsführung komplett zu verteidigen, nur damit Hamas keine Gründe hat. Es ist ja auch wieder Schwachsinn. Antisemitismus ist ja schon einfach trotzdem da. Oder Antisraelisch, Antisemitismus. Er ist da, er kriegt nur eine neue Form, sich auszudrücken. er wird ja nicht verschwinden, wenn ich jetzt Israel nicht mehr kritisiere diesen Gedankengang müssen die Leute auch machen und das ist ein ganz großes Problem, was ich habe und ich sehe das natürlich auch in der deutschen Debatte, auch in der deutsch-jüdischen Debatte dass ganz oft so viel Wut und Verletzung und Angst auch ist von vielen deutschen Juden, was ja auch total gerechtfertigt ist also ich meine, das ist eine schreckliche Zeit, in der wir leben, ist einfach so Aber der Weg ist nicht, irgendwelche linken Stimmen aus dem jüdischen Spektrum als Feind zu erklären, als Verräter zu erklären, weil sie Israel anders kritisieren, weil sie viel über Volkermord sprechen, weil sie was auch immer. Das ist nicht der Weg. Wir sind vielfältig und es ist okay. Wir sind vielleicht nicht viele in Deutschland, aber auch da gibt es sehr viele streitbare Meinungen. Es ist klar, wird irgendein Hamas-Unterstützer sich sagen, aber der Jude sagt es doch auch. Okay, ja, also viele Sachen, viele Kommentatoren in Haaretz sagen diese Dinge auch. Und also würde ich deswegen Haaretz verteufeln? Ich nicht. Ich habe ein Abo von denen, ja. Aber viele Menschen sagen, das wäre israelfeindlich, was dort ist, diffamiert den Staat, was auch immer. Aber wie soll Journalismus in so einem extremen Kontext wie Israel sonst stattfinden, wenn du staatskritisch sein musst. Und ich fürchte, das ist eine ganz andere Debatte, die in Deutschland geführt wird. Und manchmal fällt es mir sehr schwer, da immer die richtigen Worte zu finden, weil es ist so existenziell manchmal, weil wir hier sprechen. Und das ist eine andere Existenzialität in Deutschland. Das sind andere Dämonen, die deutsche Juden mit sich rumtragen und zu bekämpfen haben. Sowohl im Antisemitismus als auch in diesem inneren, ständigen Kampf Der spricht nicht für uns und der spricht nicht für uns und so weiter. Also das ist für mich manchmal schwer nachzuvollziehen, aber ich lebe auch nicht mehr in Deutschland. Ich habe unter diesem Antisemitismus in Deutschland nicht mehr zu leiden. Ich kann wählen, wann ich dort bin und wann ich halt in Israel bin, wo ich dann Teil der Mehrheitsgesellschaft bin.
Kleine Pause Podcast
Und so eine Standortreflexivität spielt ja auch einfach immer eine große Rolle. Und die muss quasi in den Gesprächen ja auch mitgedacht werden oder im Zuhören. Und trotzdem gibt es Wahrheiten, die einfach auch gleichzeitig existieren. Ich würde noch einmal ganz kurz so einen Bogen schlagen zum Anfang und doch nochmal so auf Schule schauen oder auf Pädagogik. Jetzt bist du, das haben wir jetzt schon gehört und das kommt auch oft in deinem Buch vor. Jetzt bist du ja auch Mama, du bist keine Lehrerin, aber irgendwann wird dein Sohn auch in die Schule gehen und wir sind alle durch ein Schulsystem gegangen. Was würdest du dir in Bezug auf vielleicht das Thema Nahostkonflikte, ich sage es bewusst auch immer mit einem eingeklammerten E, vielleicht auch auf das Thema Diskurse führen, Dialog in Kontext Schule wünschen? Wünschen klingt immer so ein bisschen so, bitte gib mir jetzt ein Rezept, wie man es besser machen kann. Und du hast ja jetzt gerade auch keinen so akuten Einblick. Aber es gibt vielleicht Dinge, die dir schon in Bezug auf Schule und diese Thematiken durch den Kopf gehen, wo du sagst, das sind vielleicht einfach Impulse, die man sich so mal durch den Kopf gehen lassen kann oder Gedanken, die ich dazu habe.
Sarah Levy
Also ich kann da nicht allgemein sprechen, weil ich lebe ja auch noch in Israel. Also das Schulsystem ist hier ganz anders und wird auch jetzt immer anders. Ich habe halt teilweise nur einen geringen Einfluss darauf, was mein Sohn für ein Mensch wird, wie er mit den Menschen sprechen wird. Wir haben ihn bewusst zu einer arabischen Tagesmutter geschickt im Jaffo, weil ich auch viele Leute erlebt habe, die einfach Angst vor Arabisch haben. Also die hören arabisch erzuckend zusammen, viele jüdische Israelis. Und ich wollte das nie für mein Kind. Ich dachte so, wenn er hier eine Zukunft hat in diesem Land, dann muss er den anderen als Mensch betrachten. Und als Mensch wie er selbst, mit anderen, vielleicht Prägungen oder einer anderen Sprache oder anderen Dingen, mit denen er aufgewachsen ist, anderen Erfahrungen, aber trotzdem in seiner ganzen Menschlichkeit. Und deswegen, mein Sohn spricht und versteht Arabisch. Er war jetzt fast zweieinhalb Jahre bei der Tagesmutter und hört da einen ganz wilden Mix aus allen möglichen Sprachen. Ich hoffe, dass ich das aufrechterhalten kann, weil natürlich jetzt geht der September in den israelischen, säkularen Kindergarten, wo wieder ganz andere Bevölkerungsstrukturen sind aufgrund der Tatsache, dass wir in unserem Viertel sind. Das heißt, wir haben in erster Linie russischsprachige Kinder, aber auch äthiopische Kinder mit Wurzeln in Äthiopien. Und das sind natürlich wieder ganz andere Sachen. Also da gibt es, soweit ich weiß, einen einzigen arabischen Jungen im ganzen Kindergarten. Also das ist wieder eine andere Realität. Aber ja, ich wünsche mir einfach, dass er die Sprache hat. Und ich meine nicht nur die Sprache, die tatsächliche Sprachsprache, sondern auch die emotionale Sprache und Gewandtheit, die Menschen in ihrer Vielfalt zu akzeptieren. Und ich habe das Beispiel meines Neffen hier, der war in der Schule. Und es gab einen Tag, an dem 300 Zivilisten in einem Angriff der Armee getötet wurden. Und das erzählte irgendwie eine Lehrerin. Und ein paar der Schüler haben angefangen zu jubeln und zu klatschen. Und mein Neffe kam nach Hause und hat es erzählt und fragte, warum klatschen Kinder, wenn Menschen sterben? Und jetzt werde ich ganz emotional. Diese Frage, das ist die richtige Frage. Aber es bedarf einer Stärke, einer charakterlichen Stärke und einer Resilienz gegenüber diesen Strömungen, die jetzt gerade entstehen. Also es sollen jetzt auch Zionismus und Judentum sollen stärker gefördert werden in der Schule. Andere Bildungsprogramme fallen deswegen weg. Das sind alles so komische Entwicklungen hier, die mir sehr viel Sorgen bereiten. Und ich hoffe einfach, dass mein Sohn auch so wird. dass er die richtigen Fragen stellen wird.
Kleine Pause Podcast
Ich würde dich jetzt gerne umarmen, aber wir sind ja leider nur am Bildschirm. Ja, ich glaube, das kann man so stehen lassen. Und es ist genau das, was ich tatsächlich, und das ist vielleicht auch das, weshalb dein Buch so wichtig ist, nicht nur auf Israel und diesen Konflikt da vielleicht besonders, aber auch auf viele andere Räume, Klassenräume, Entwicklungen auch hier tatsächlich übertragen lässt. Und sich darüber Gedanken zu machen, was das eigentlich heißt und was die richtigen Fragen sind oder wären und wie oft die falschen Fragen gerade gestellt werden. Und da sind wir wieder beim Thema Radikalisierung und bei dem, was du dir im Sommer 2023 schon gedacht hast in einer ganz anderen Situation.
Sarah Levy
Ich hoffe einfach, dass wir irgendwann wieder davon abkommen, uns weiter zu radikalisieren. Ich sehe im Moment halt einfach kein Ende, solange dieser Krieg läuft und es ist irgendwie kein Raum für ganz viele Fragen. es schadet auch einfach den ganzen Israelis und der israelischen Seele. Aber wir werden sehen, was die Zukunft bringt. Ich denke immer, ich bin ja schon jetzt ein paar Jahre hier und ich bin eingewandert, das war irgendwie Dezember 2019 und da hatte ich natürlich wahnsinnig idealisierte Vorstellungen davon, wie mein Leben in Israel sein wird und dann kam irgendwie, drei Monate später kam Corona. Ja. Und dann kam der Krieg 21, dann kam die Justizreform, dann fast bürgerkriegsähnliche Zustände, dann kam der siebte Zehnte, dann kam der Iran-Krieg. Also es wurde eigentlich immer schlimmer. Wenn ich gesagt habe, es kann ja eigentlich nicht schlimmer werden, wurde es immer schlimmer. Deswegen, ich glaube, irgendwann trifft das vielleicht nicht mehr zu. Vielleicht kann es irgendwann nicht mehr schlimmer werden und das wünsche ich mir sehr.
Kleine Pause Podcast
Das klingt jetzt irgendwie ganz schrecklich,
Speaker 3
aber
Kleine Pause Podcast
Das ist der einzige Wunsch, den ich habe.
Sarah Levy
Bitte nicht noch schlimmer werden.
Kleine Pause Podcast
Ja, und bis dahin schreibt man dagegen an, so wie du es mit dem Buch gemacht hast. Macht es auf die Art und Weise, keine Ahnung, in Schulen, immer und versucht sich zu finden und irgendwie zusammen weiterzumachen, weil es eh letztlich alternativlos ist. Und ich kann nur ein ganz großes Danke aussprechen. Das mache ich jetzt hier im Podcast, aber das habe ich ja auch schon ganz oft privat gemacht, für das, was du machst, für die Einblicke, die du gibst, für die Gespräche, die wir führen, für dieses Gespräch, was wir jetzt gerade geführt haben, dass du dich da raus wagst. Und ich will jetzt gar nicht sagen, und so mutig bist. Weil das ist ja auch was, wo oft gesagt wird, klar, ich finde das mutig, aber es ist auch was, was notwendig ist, dass Menschen wie du das machen.
Sarah Levy
Und danke für den Raum für etwas Komplexität.
Kleine Pause Podcast
Ich würde sagen, wir packen noch eine ganze Menge vielleicht Termine und den Link irgendwie zu Dingen, die für dir vielleicht noch wichtig sind, in die Shownotes und ihr könnt natürlich auch, also an alle, die jetzt zuhören, ihr könnt natürlich auch dir folgen und dadurch so einen Einblick bekommen oder up to date bleiben. Du darfst ganz am Ende und damit würden wir dann abschließen eine Hausaufgabe stellen.
Sarah Levy
glaube, dass man einfach mal einmal darüber nachdenkt, mit wem habe ich nicht mehr gesprochen in den letzten zwei Jahren oder weniger gesprochen, weil ich weiß, dass er eine andere Einstellung hat als ich. Habe ich mich vielleicht schon irgendwo zurückgezogen? Habe ich vielleicht irgendwie auch einfach keine Lust mehr gehabt auf diese Auseinandersetzung? Das ist gar nicht, ich Ich verlange gar nicht, dass diese Menschen da hingehen und mit denen widersprechen, aber dass man sich ein bisschen bewusst macht, wo meidet man vielleicht auch die Konfrontation mit Meinungen, die einem wehtun. Und die Frage ist natürlich, die muss man für sich selbst beantworten, ist das ein Zustand, mit dem ich so leben kann und besser lebe? Das muss jeder für sich selbst klären, aber ich finde manchmal hilft das. Ich spreche auch immer noch mit meinem Schwager. Er nicht mehr so viel mit mir, aber ich spreche auch immer noch mit ihm. Und ich glaube, manchmal hilft es auch um den Menschen den Weg in Anführungsstrichen zurück auf eine etwas, ich sage nicht in meine Richtung, aber vielleicht ein bisschen mehr in eine Richtung, wo er meine Meinung nicht als Verrat wahrnimmt, zurückfinden lassen kann. Tolle Hausaufgabe. Vielen Dank.
Speaker 3
Danke dir.
Kleine Pause Podcast
An alle, die zugehört haben. Bis zum nächsten Mal und schreibt uns gerne. Ciao, ciao.
Speaker 4
Wir bringen zwei hochaktuelle Bildungsaufträge unserer Zeit zusammen. Inklusives Lernen und die diskriminierungssensible Vermittlung von Vielfaltsthemen.
Speaker 5
Das Bildungsinstitut für inklusive Vielfalt hat jetzt etwas Neues für alle, die mit Jugendlichen arbeiten. LASST UNS ist ein Bildungsmaterial, das sexuelle, romantische und geschlechtliche Vielfalt empathisch und alltagsnah behandelt. Ob in der Schule, im Jugendzentrum oder in der Schulsozialarbeit.
Speaker 4
Das Bildungsmaterial ist in allen Lernorten anwendbar. Dabei arbeiten wir mit einem weiten Verstecknis von Inklusion. Ob hinsichtlich Sprache, Hören, Sozialverhalten oder auch kognitive Fähigkeiten. Und mal ehrlich, ist nicht jede Lerngruppe in sich vielfältig? Deshalb gibt es für pädagogische Fachkräfte übersichtliches und anwendungsorientiertes Begleitmaterial. Mit konkreten Tipps. Auch für den Umgang mit Diskriminierung während der Anwendung. Und wer dabei noch Unterstützung möchte, wir bieten auch Materialschulung und thematische Fortbildungen an. Unser Ziel ist Handlungssicherheit im Umgang mit Vielfaltsthemen und zwar jeden Tag.
Speaker 5
Ihr interessiert euch für unser Bildungsmaterial? Da hört man in unserem Online-Show vorbei. Den Link dazu findet ihr in den Shownotes dieser Folge. Wenn ihr mehr über das Bildungsinstitut oder zu unserem aktuellen Fortbildungskatalog erfahren wollt, kommt auf unsere Website. Dort gibt es jede Menge Informationen dazu. www.bildungsinstitut-inklusive-vielfalt.de Da findet ihr auch einen Blog mit fachlichen und pädagogischen Facts und jede Menge Theorie. Im nächsten Bildungsmaterial wollen wir das Thema Behindertenfeindlichkeit bzw. Ableismus in den Fokus nehmen. Ob sichtbare oder nicht sichtbare Behinderungen, Neurodivergenz oder der Diskurs um sogenannte Normkörper. Das Thema geht uns alle an. Denn Menschen sind nicht behindert, sondern werden durch Barrieren an der gesellschaftlichen Teilhabe gehindert. Im September ist deshalb unser Crowdfunding. Mit eurer Hilfe wollen wir das Thema handlungssicher gestaltet an alle Lernorte bringen. Schaut deshalb sehr gerne mal auf unsere Kampagnen-Seite bei Startnext vorbei. Der Link dazu findet ihr in den Shownotes dieser Folge.
Speaker 4
Lasst uns, weil echte Vielfaltsbildung, Diskriminierungssensibilität und Inklusion zusammendenkt.